/ Gastbeitrag von Christof Gonzenbach /
Jahrelang waren wir Nord- und Zentral-Europäer als Touristen, Langzeit-Aufenthalter oder residente Auswanderer willkommen auf den kanarischen Inseln. Immerhin bringen wir den Inseln Geld, und das nicht zu knapp! Doch das reicht den Einheimischen offenbar nicht mehr. Zuerst wurden Stimmen laut, den Tourismus zu begrenzen. Sei es mit Taxen und Steuern oder sei es, in dem die Angebote an Ferienunterkünften, den sogenannten Viviendas Vacacionales begrenzt und deren Anbieter mit zusätzlichen, zum Teil schikanösen Auflagen belegt werden. Der Sozialistischen Partei PSOE nahestehende Kreise unterstützen diese Bestrebungen tatkräftig, zum Beispiel mit den als 20A bezeichneten Demonstrationen am 20. April.
Als nächstes Ziel wurden die meist über den Winter zwischen wenigen Wochen und sechs Monaten anreisenden Langzeit-Aufenthalter verortet. Sie sind zwar hier nicht steuerresident sollen nun aber, wenn es nach dem Willen gewisser Kreise geht, künftig kein Wohneigentum mehr erwerben dürfen.
Und nun schließlich nimmt der Ex-Präsident des Cabildo Insular von Teneriffa und Kandidat der politischen Partei Coalición Canaria (CC) für den Europarat, Carlos Alonso, auch noch die Auswanderer aufs Korn. Sie sollen künftig mit „einer Art Umwelt-Steuer“ belegt werden. Ja, gewiss, auch wir Ausländer brauchen Wasser und produzieren Müll. Aber wir residente Ausländer sind hier auch steuerpflichtig und zahlen nicht nur eine relativ hohe Immobilien-Steuer (IBI) sondern versteuern als Einkommen zum Beispiel auch unsere Renten, die wir wohlgemerkt aus unseren Heimatländern beziehen, und welche einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Brutto-Inland-Produkt der Inseln haben. Dass ausgerechnet ein hochrangiges Mitglied der CC in diese Kerbe schlägt, zeigt dass die Zeichen auf Sturm stehen.
Uns Steuer zahlenden, die Wirtschaft unterstützenden, Geld bringenden Ausländer will man also nicht mehr. Anderseits werden in den kanarischen Küstengewässern Woche für Woche ganze Bootsladungen von illegalen Migranten aus Afrika aus dem Wasser gefischt, wohlgemerkt mit exorbitanten Kosten für das Asylwesen, welche diese nie und nimmer zurückzahlen werden, weder direkt noch indirekt über Steuern. Aber das sei nur am Rande bemerkt!
Zurück zum Thema: Alle nicht auf den Kanaren geborenen Steuerresidenten (vor allem aus Europa und Südamerika) machen inzwischen 22 Prozent der kanarischen Bevölkerung aus. Zählt man die nicht residenten Langzeit-Aufenthalter dazu, dürfte dieser Wert noch signifikant höher liegen. Zeit also, dass wir Ausländer eine Stimme erhalten, dass wir auf den Kanarischen Inseln zur Ernst zu nehmenden politischen Kraft werden.
Und dafür gibt es sogar eine Möglichkeit: Immerhin haben EU-Bürger in Spanien das Wahlrecht auf kommunaler Ebene, können sich also einerseits für Gemeindeparlamente zur Wahl stellen und andererseits wohlgesinnten Kandidaten Ihre Stimme geben. Das ist wichtig, denn viele politische Vorgänge werden bekanntlich auf Gemeindeebene hinunter delegiert. Es braucht nun also in jeder Gemeinde engagierte Residente aus der Europäischen Union, welche sich zusammenschließen und bei den nächsten Wahlen im Jahre 2027 Kandidaten stellen. Am besten geschähe dies unter einer multinationalen Dachorganisation, welche von allen Einwanderern, ob nun stimmberechtigt oder nicht, unterstützt werden kann, einer Art Canary Expats Party (CEP) oder so. Wer packt es an?
Zur Person: Christof Gonzenbach, ein Schweizer Journalist, spezialisiert auf Automobil, Motorrad und Reisen, unternahm von 2004 bis 2006 eine Reise von der Schweiz nach Indien und durch Afrika zurück. 2017 zog er mit seiner Ehepartnerin auf die Kanarischen Inseln. Nach einem Aufenthalt in La Gomera ließen sie sich in El Paso auf La Palma nieder, zogen jedoch Ende 2022 "nicht zuletzt" aufgrund des Vulkanausbruchs nach Arguineguin, Gran Canaria. Als Schweizer Bürger ist Gonzenbach von der Teilnahme an lokalen Wahlen ausgeschlossen.
Lieber Christof,
selbstverständlich kann man verstehen, wenn auf europäisch wahlkampftechnischer Ebene dieses Thema Dir auf den Magen schlägt. Doch deshalb gleich von Ausländerfeindlichkeit zu schreiben, halte ich für vollkommen übertrieben. Das spaltet eher die Gesellschaft als das es ihr nutzt. Auch wird sicher kein Deutscher auf La Palma Ansässiger seinen Hintern in die Höhe heben, geradezu schon deshalb, weil schon der Kanare selbst seine Politik gerne eigenständig gestaltet. Und das ist auch gut so. Denn viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Oder ist eine beachtliche Anzahl von Zugereisten in der Politik anzutreffen? – Nun, eben nicht. Auf keinen Fall, so meine ich, sollten wir uns deshalb in Panik versetzen lassen. Das bringt absolut nichts. Wenn auch auf den übrigen Inseln gewiss der Tourismus überhand genommen hat, so trifft das auf La Palma gewiss nicht zu. Er verteilt sich so wunderbar, dass der Palmero den Touristen als ein Segen wahrnimmt. Gleichermaßen fühlen sich sowohl die Urlauber als auch die Ausgewanderten gerade auf unserer schönen Insel von den Einheimischen aufs herzlichste angenommen. Ach ja, und wenn jemand Politiker werden will, dann tut er das schon selber, den muss man dazu nicht auffordern und Weltverbesserer haben in diesem harten Geschäft gewiss keine lange Halbwertszeit! Nix für ungut.
Ich kann Dir nur Recht geben.
Was dieser Gonzenbach verbreitet grenzt an Rassismus.
Nach dem Motto “Wir geldgebenden Auslaender gegen Fluechtlinge, die nur Kosten verursachen.” Und das ist nur ein kleines Beispiel.
Auslaender sollen kein Eigentum mehr anschaffen koennen, Umweltsteuer fuer Auswanderer, so geht es gerade weiter.
Ich als Residenter Bewohner gehe seit vielen Jahren zu den Kommunalwahlen. Das gleiche Recht gilt uebrigens in allen EU Laendern.
Abschliessend moechte ich noch erwaehnen, das ich in ueber 20 Jahren auf den Kanaren lebend noch nie Auslaenderfeindlichkeit erlebt habe.
Bei Gonzenbachs dumpfen Stimmungsmache geht mir echt die Hutschnur hoch.
Schade, dass die eigene Migrationserfahrung hier offensichtlich keinen Lerneffekt hatte! Als Nordeuropäischer Einwanderer nach unten zu treten, was die Ärmsten der Armen aus Afrika kommenden Geflüchteten angeht finde ich unsäglich. Und darauf zu verweisen, dass wir hier „zahlende“ Ausländer sind finde das ich, ehrlich gesagt, macht „uns“ eher unsympathisch. Dabei ist das Problem durchaus komplex: Fehlender sozialer Wohnungsbau, versagende lokale Politik, punktuelle Gentrifizierung, lokaler Massentourismus (wenn auch, wie hier richtig bemerkt, nicht auf La Palma), fehlende ökonomische Diversifizierung der Inseln und die tatsächliche zunehmende Ausländerfeindlichkeit auch gegen Nordeuropäer bilden sicher eine komplexe Gemengelage, die aus meiner Sicht einen qualifizierteren Kommentar erfordert hätte, als den von Herrn Gonzenbach mit dieser egoistischen Nabelschau auf die eigenen Interessen. Schade! Bei so einem aktuellen und relevanten Thema hätte ich mir einen differenzierterenu Gastbeitrag gewünscht!
Ein einfaches Dankeschön an Christophano, Brigitte und Dani!
Dem schließe ich mich an. Gut , dass die Vernünftigen in der Mehrheit sind
Dem stimme ich absolut zu!
Unsägliche Meinungsmache Schweizer Gäste auf den Kanaren. Palma kann froh sein, daß diese Gesinnung nun andere Inseln beglückt.