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Gastbeitrag Claudia Gehrke zu „Lavasteinzeit“

Gastbeitrag | 10.03.2022 | 3 | Diesen Artikel teilen

Heute beschäftigt der furchtbare Angriff auf die Ukraine. Vor gut zwei Monaten, am 25. Dezember 2021, wurde der bisher längste und zerstörerischste der historisch auf La Palma aufgezeichneten Vulkanausbrüche für beendet erklärt. Die Lava hat Häuser, Gärten und Plantagen zerstört, über die Anzahl gibt es unterschiedliche Zahlen. Der Copernicus Satelliten Service EMSR546 spricht von ca. 3000 Gebäuden, das Katasteramt von gut 1600.

Sicher liegt die wahre Zahl irgendwo dazwischen, da Copernicus alle Gebäude mitzählt, auch Ställe etc., das Katasteramt aber nur die Gebäude, die gemeldet wurden. Die Menschen auf dem Land in La Palma leben oft in „Familiendörfern“, d.h. um alte Häuser herum wurden auf das Familiengelände von Kindern und Enkeln neue Häuser gebaut, die keineswegs alle beim Katasteramt gemeldet sind. Was machen die Menschen jetzt? Wie verarbeiten sie die Zeit mit dem Vulkan?

Einige Vulkanbuchvorschläge erreichten mich, ich war zuerst skeptisch – will man z.B. Blogs noch einmal lesen? - doch dann riss mich überraschend ein Manuskript mit. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen. »Ich habe alles voller Spannung noch einmal miterlebt. Danke! Beim Lesen können viele Menschen im Nachhinein einiges verarbeiten und Außenstehende besser mitfühlen«, formulierte Simone Eigen, der ich das Manuskript weiterreichte. Simone ist Mitherausgeberin des „Literarischen La Palma Lesebuchs“, das vor Kurzem auch hier vorgestellt wurde. Sie finden Simone mit ihrem Bücherstand jeden Sonntag auf dem Rastro in Argual.

Und so machte ich mich an die Arbeit und gestaltete das Buch: Gudrun Bleyhl, LAVASTEINZEIT. Das Buch erscheint Mitte März: 326 Seiten, Klappenbroschur, mit vielen Fotos u.a. von Facundo Cabrera, Giovanni Tessicini. Im Anhang ein Auszug aus dem „Tagebuch eines Vulkans“ von Lucía Rosa González aus Todoque, und ein Beitrag von mir über das Wohnen am Fuß der Cabeza de vaca vor dem Ausbruch. Zweisprachig, deutsch und spanisch. ISBN 978-3-88769-661-0. Vorbestellpreis bis 15.03.2022 : 15,- Euro. Vorbestellungen sind z.B. über die Verlagshomepage möglich.

Lavasteinzeit von Gudrun Bleyhl

Gudrun Bleyhl lebt seit 22 Jahren auf der Insel; sie wohnt dort, wo während des Vulkanausbruchs die TV-Teams standen – genau an der Evakuierungsgrenze. Das ständige Hoffen und Bangen und die dreimonatige Eruption hat sie für dieses Buch aus persönlicher Sicht erzählt, verknappt und lesefreundlich aus ihren Tagebüchern extrahiert, außerdem zu jedem Kapitel aktuelle Sachinformationen zusammengefasst.

An den Schluss ihres Berichts stellt sie das offen endende Kapitel »Wie es weitergeht …«. (Auch, was nach Drucklegung sich entwickeln wird, lässt sich weiterverfolgen: in dem „Lavastein-Blog“, der mit Erscheinen des Buchs online geht, und später, wenn es dazu kommt, auch in weiteren Auflagen des Buchs).

Zur Auflockerung streute sie Autobiografisches aus den vergangenen 22 Jahren und Allgemeines zu Landschaften und Menschen, die sie durch ihre Arbeit kennenlernte, zwischen die Vulkankapitel. Diese Teile lassen sich beim Lesen überspringen, sie sind in anderer Schrift gesetzt, zugleich lesen sie sich gut und fügen sich in den Lesefluss, lassen sich auch als „Umwege“ nach „Cliffhangern“ am Ende der Vulkan-Kapitel lesen.



Eine weitere Leserin formulierte nach der Lektüre: „prägnant und spannend geschrieben, mit vielen persönlichen Schicksalen von palmerischen und eingewanderten Menschen.“ (Mir selbst fällt es manchmal schwer, kurze lobende Sätze zu formulieren, da es ja klar ist, dass mir alle Bücher, die in meinem Verlag erscheinen, gefallen ;-)

Der Fokus der Autorin richtet sich nicht auf die wissenschaftliche Darstellung des Ablaufs eines Vulkanausbruchs, sondern auf den menschlichen Aspekt einer solchen Naturkatastrophe. Und sie will zeigen, dass trotz der Verwüstungen der größte Teil der Insel unverändert bunt und schön und die Resilienz der BewohnerInnen des betroffenen Gebiets bemerkenswert ist.

Die frischen Lavaströme bedecken nur knapp 1,7 Prozent der Insel, auch wenn diese 1,7 % stark besiedelt und für Landwirtschaft wie für den Tourismus wichtig waren.

In ihrem Text Diario de un volcán / Tagebuch eines Vulkans (von dem Auszüge im Anhang abgedruckt sind) schildert die preisgekrönte Autorin Lucía Rosa González mit poetisch verdichtendem Blick die Geschehnisse, die Bedrohungsgefühle, die Faszination und den Schmerz über das Verlorene.

Zusätzlich erscheint der gesamte poetische Text von Lucía Rosa González, von dem Auszüge im Anhang der LAVASTEINZEIT abgedruckt sind, in einem Extra-Buch (Klappenbroschur, zweisprachig mit einigen Fotos, ca. 170 Seiten, ca. 15,-, ISBN 978-3-88769-662-7. Beide zusammen im Paket: Vorbestellpreis bis 12.3.: 25,-)

Danke an alle Fotografinnen und die Autorinnen. Wir wünschen euch viele Leseriinnen.

© Gudrun Bleyhl
© Facundo Cabrera
© Facundo Cabrera

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3 Comments

  1. Anne says:

    Endlich verstehe ich diese unterschiedlichen Zahlen zerstörter Gebäude, die man während der Zeit des Vulkanausbruchs in den Medien lesen konnte. Das eine ist das Katasteramt und das andere die Wirklichkeit. Warum baut man überhaupt in dieser Gegend, wenn alle 50 Jahre mit einem Vulkanausbruch gerechnet werden muss? Wäre es nicht besser, das ganze Gebiet unter Naturschutz zu stellen und es ab jetzt der Natur zu überlassen? Sie rumort dort bestimmt wieder, denn wir sitzen alle auf der Lava, mehr oder weniger dicht!

  2. Barbara says:

    Liebe Leser*innen,unseren Schmerz des Verlorenen konnte ich in einem Gedicht zum Ausdruck bringen,welches in einer Hanoveranischen Zeitung ausgedruckt wurde.
    Vielleicht berührt es auch in diesem Portal.

    Wie ein gewaltiger Blitz
    Die Gedanken wiegen schwer,
    sie kommen und gehen wie die Wellen im Meer.
    Kann man vergessen,was wir haben verloren?
    Wir fühlen uns nicht wie neugeboren.
    Das Herz,es wiegt so schwer,
    denn unser Casa gibt es nicht mehr.
    Von Unruhe sind wir nun getrieben,
    nur die Erinnerungen sind uns geblieben.
    Die Trauer nahm von uns Besitz,
    der Vulkan schlug ein wie ein gewaltiger Blitz.
    Er hinterließ stinkend, schwarze Massen,
    und begrub die Heimat-es war nicht zu fassen.
    All das Schöne, was wir glaubten zu haben,
    ist nun unter der gewaltigen Lava begraben.
    Heimatlos als Gast auf der Insel irren wir umher,
    auch unsere Freunde finden wir nicht mehr.
    Heute sind unsere Gedanken noch voller Sorgen,
    vielleicht fliegen sie ja weg
    schon am nächsten Morgen.
    Barbara

  3. Brigitte says:

    Bin gespannt und wünsche den Autorinnen viel Erfolg.

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