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Der Augenblick ist jenes Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren
Søren Kierkegaard

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Eine Geschichte von Lilly – Heiligabend auf La Palma – Teil Eins

Gastbeitrag | 21.12.2019 | 2 | Diesen Artikel teilen
© La Palma 24

Freunde von mir, sie leben auf La Palma, haben mich kurzfristig zu sich eingeladen. Ihre Wohnung ist über Heiligabend frei. Super Hilde, danke euch! Komme gerne. Ohne lange zu überlegen, bin ich gleich zum PC geeilt um meinen Flug zu buchen. Es ist soweit, morgen fliege ich. Draußen wird es dunkel, vor meinem Fenster schneit es, der Rasen ist schon weiß. Mit den ersten Flocken kommt eine etwas weihnachtliche Atmosphäre. Schnell nochmal den Koffer durchsehen, ob auch alles gut verstaut ist. Vermutlich werde ich nicht viel schlafen können. Ist es wirklich wahr? Sitze ich nun im Auto und fahre durch den noch dunklen Morgen zum Flughafen? Heiligabend unter Palmen, mitten im Atlantik.

Es ist der Wahnsinn! In der Nacht hatte es leicht gefroren, als ich am Flughafen den warmen Wagen verlasse, ist es noch dunkel, ungemütlich, windig und kalt. Die Fahrt als auch der Abschied hatten länger gedauert. Flitze schnell durch die Halle. Wie gut dass ich schon online ein-gecheckt bin. Schnell noch einen Espresso trinken. Das Boarding verzögert sich dann doch, ausgerechnet die erste Reihe, muss noch schnell zur Toilette… Kann passieren. Mit gemischten Gefühlen nehme ich meinen Platz im Flieger ein. Soweit ersichtlich, sind alle Sitze außer rechts von mir besetzt. Klasse, dann habe ich viel Platz!

© La Palma 24

Dann steigt er ein, ein etwas molliger aber nett aussehender grauer Rentner, mit Multifunktionsjacke. Die Ruhe in Person leert er erst mal ganz langsam alle Taschen, um den Inhalt oben im Fach zu verstauen.

Wir schauen alle ungeduldig zu, haben bereits erhebliche Verspätung. Dann … „ Ich glaube, das ist mein Platz neben ihnen“ lächelt er mich an.

Fliegen ist für mich Stress pur und die Tatsache, dass mich mal ein Flieger kräftig durchschüttelte, war äußerst kontraproduktiv.

Es hat aber den Vorteil, jetzt weiß ich, wie ich mich fühle, wenn ich glaube, mein letztes Stündlein hat geschlagen. Tief durchatmen, positiv denken, Musik auf die Ohren. Was wird mich auf La Palma erwarten? Aha, kleine Panik hatte ich also auch im Gepäck.

Mein Nachbar wendet sich zu mir … Ich heiße Justus, (denke… Justus, Jesus, egal… RUHE! ) Beim Start als auch bei der Landung ist mir gerne total-übel. Unterhaltung ist dann völlig ungeeignet um meine Panik zu verringern. Wie heißt du? Meine Kopfhörer schrecken meinen Nachbarn nicht im Geringsten ab. Etwas verdutzt nehme ich den rechten Stöpsel aus dem Ohr. … Lilly sag ich, leicht reserviert.

Dann geht es los, er doziert ohne Punkt und Komma esoterische Weisheiten und gibt mir schnell zu verstehen, dass Ungläubige einfach nicht erleuchtet und schlicht zu blöde sind. Wer möchte schon im Dunkeln stehen und blöde sein. Nicke leicht zustimmend, dann zack den Stöpsel wieder rein. Du … Lilly, dröhnt es erneut an mein Ohr, wohne auf La Palma. Fliege schon 20 Jahre hin und her. Es folgt die obligatorische Aufzählung … Haus, Pool, Auto usw.

Vor zehn Jahren habe ich aufgehört, mich im Flugzeug zu unterhalten, alles Idioten, du bist die erste Nette. Erzähl etwas von dir, wir können uns doch auf La Palma treffen.

Ich schaue mir den Kerl von der Seite an und sehe, da ist keine Fee im Hintergrund, die ein Auge auf ihn hat.

Kein betreutes Wohnen im Alter, vermutlich ein ehemaliger Matratzen-Akrobat mit vermasselten Beziehungen. Das hat mir noch gefehlt! Nein danke.

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Kopfhörer rein, Augen zu, so tun als sei ich im Nirwana. Lilly … ruft er. Ok, bevor alle zuhören, Stöpsel wieder raus, nettes Gesicht machen. Weißt du, ich habe direkten Kontakt mit dem Universum, wenn ich im Flieger sitze passiert nichts. Hm… Aha. Wirklich, sagt er, kannst du ruhig glauben, ist so. Neulich hab ich mir ein Rad gewünscht, weil meines ist Schrott. Bringe den Müll zur Sammelstelle, kaum zu glauben, da steht mein gewünschtes Rad! Kein Mensch da. Wie jetzt? Haben sie das Rad mitgenommen? Dass ich ihn weiter sieze, stört ihn nicht im Geringsten. Natürlich, das war doch die Antwort auf meinen Wunsch im Universum.

Junge Junge! ….. Frage mich gerade, ob er wirklich so tickt oder wir gerade Märchenstunde haben. Lilly… einfach ignorieren und Musik auf die Ohren! Jetzt packt er eine große Butter - Schachtel aus und ich denke. … Super, schmiert er sich auch noch ein Bütterchen im Flieger! Weit gefehlt, darin befindet sich sein schickes Handy. So Lilly, gib mir bitte deine Nummer, damit wir uns auf LP nicht verpassen. Hui … ganz dünnes Eis, was mache ich nun? Rufe dich damit jetzt an und du kannst mich speichern. Aus der Nummer komme ich nicht raus. … Mist, hilft nichts, will auch nicht zickig erscheinen und schon ist es passiert.

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Schicksal nimm deinen Lauf. Der Flieger landet sehr sanft, wir sind da. Bin so erleichtert, klatsche spontan kurz in die Hände. Für alle hörbar … Der Kapitän bedankt sich bei der netten Dame in Reihe 22. Alle klatschen. Ich versinke in den Polstern.

Die Sitzreihen neben meiner verabschieden sich freundlich, offensichtlich haben alle mitgehört. Justus dreht sich noch mal um und meint, welch ein angenehmer Flug Lilly.

Wir sehen uns! Ja ja. Nix wie raus…

Da stehe ich nun im Flughafen auf LP, Lilly, blond, 162 cm /60 ++/54 kg, gelbe Hose, warme Jacke, kleiner Koffer und die schönen neuen Sneaker. (Was sich noch als wenig geistreich herausstellen sollte.) Schon beim Landeanflug auffällig, das besonders helle Sonnenlicht auf La Palma.

Draußen vor der Halle, ein Gefühl, als würde ich im Licht baden. Das weite Meer glänzt wie Silber. Erst mal die weiche Luft tief einatmen. Ein beglückender Augenblick. Ich verspüre das Bedürfnis, mich draußen vor der Halle hinzusetzen.

Eine Weile stumm auf den weiten Horizont blicken, Entspannung pur. Meine Ausbildung und Veranlagung hat mich auf Farben und Formen fokussiert. Visuellen Wahrnehmungen schenke ich gerne meine ganze Aufmerksamkeit. Dann kann es schon mal vorkommen, dass man mich 2-mal fragt, ob ich einen Kaffee möchte oder wie der Flug war.

Wenn sie einen schönen schwarzen Strohhut von Scotch&Soda mit einem Leinenband in einem gebrochenem Weiß auf der Damentoilette finden, meiner. Viel Freude damit.:)

Keine Zeit, es geht los… Draußen winkt schon Hilde aus dem Fenster ihres kleinen roten Flitzers, um mich abzuholen. Wie schön, dass du Zeit hast, sag ich. Wir umarmen einander herzlich. Jetzt läutet auch schon das Handy, meine Freunde aus der Heimat ….. Wie war der Flug? Alles prima, besser geht nicht, melde mich später, habe gerade keine Zeit Schatz!

Unser Weg nach Los Llanos führt durch verschiedene Wetterzonen, vorbei an üppig bewachsenen Felsen, links der Blick, tief runter zum Ozean. Überwältigend! Hängende Wolken auf den Bergspitzen, dann plötzlich sieht alles etwas bewölkt aus und im nächsten Augenblick auf der anderen Seite heller Sonnenschein. Total spannend, eine Insel der Gegensätze. Faszinierend!

Vorbei an kleinen Gärten und farbig gestrichenen Häusern. Auf den flachen Dächern die Wäsche, die von Weiten wie bunte Fahnen im Wind weht. Vor der Tür ein Stuhl für Mußestunden im Schatten.

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Wir sind angekommen. Hilde zeigt mir nur kurz ihre Wohnung, sie hat wenig Zeit, ist auf dem Weg nach Teneriffa. Sehe mich etwas um. Eine gemütliche Wohnung mit tiefen Fenstern und weißen Vorhängen. Der Balkon ist mit wilden Lilien bepflanzt, mitten in Los Llanos. Direkt vor dem Haus, große Palmen, das ist mein Domizil für eine kurze schöne Zeit.

Zwischendurch werde ich Sibylle und Marie besuchen, die ich mal zufällig in Deutschland kennen-lernte. Vor Jahren sind sie beide mit ihrer Liebe auf La Palma gestrandet. Schnell die Klamotten aufs Bett und ab ins Bad. Handy läutet, Sybille ist gerade in der Nähe, wir verabreden uns unter den alten Lorbeerbäumen an der Plaza, direkt vorm Eden. Schlüssel, Tasche dann geht es los.

Handy und iPad kann warten. Gegenüber der alten Kirche, mitten im Ort, befindet sich ein kleiner Blumenladen. Am Eingang links, die Theke mit süßen Versuchungen, weiter hinten die Blumen der Insel. Welch eine Pracht! Große weiße Calla, wie ich sie noch nie sah. Ausgerechnet meine Lieblingsblume. Da steht sie, elegant und stolz, in einem großen Eimer, der prall gefüllt ist. Daneben üppiges Blattgrün. Da sie auch als Glücksbringer gilt, hole ich schnell einen Strauß zur Begrüßung.

© La Palma 24

Sibylle kommt lachend auf mich zu und sieht noch genauso aus, wie ich sie in Erinnerung habe. Groß, schlank und etwas öko. Ihre offene, freundliche Art hatte mir schon bei unserer ersten Begegnung damals gut gefallen.

Mit ihr trinke ich nach meiner Ankunft den köstlichen Kaffee aus Kuba, zu einem großen Stück hausgemachten Zitronenkuchen, im Schatten der alten Bäume vorm Eden.

Meine geäußerten Bedenken, nicht alle gewohnten Lebensmittel vor Ort zu finden, werden schnell beseitigt.

Sie zeigt mir einen kleinen Laden, wo ich frische Kräuter und ital. Pancetta - Schinkenspeck für meine Pasta erhalte. Wo es leckeres frisches Brot gibt und wo ich alles für meine Pflaumen-Tarte am Heiligabend bekomme. Bin überrascht, wie viele gesunde Lebensmittel überall zu finden sind. Veganer haben keinerlei Probleme, weder in den Geschäften noch in den Restaurants. Auch Fair Trade ist normal. Noch bevor die Sonne untergeht, macht die Insel aus mir eine völlig entspannte, glückliche Person.

Schwer zu erklären. Ich spreche nicht Spanisch und mein Englisch muss dringend ergänzt werden. Aber nirgendwo auf La Palma gab mir jemand das Gefühl, nicht willkommen zu sein. (Stopp, da war … längere Geschichte, darüber schreibe ich eventuell später mal.)

Super gut, denke ich gerade, niemand will etwas von mir, ich habe Zeit. Ein schöner langer Tag neigt sich dem Ende. Erschöpft schlafe ich ein, bis mich mitten in der Nacht mein Sohn aus den USA erreicht, um sich zu vergewissern, ob seine alte Mutter gut angekommen ist. Ja Schatz, alles supi!

Ein kleiner, süßer brauner Hund mit weißen Flecken an den Ohren weckt mich am Morgen mit lautem Gekläff. Er steht auf der anderen Straßenseite auf einem Balkon, von oben kann er den vor ihm liegenden Innenhof und das Eingangstor gut bewachen. Die Nachbarhunde antworten ihm schon. Nach einiger Zeit kommt unter dem Balkon sein etwas rundliches Frauchen mit buntem Kleid aus der Tür und hält ihm eine lange, von wilder Gestik begleitete, laute Predigt. Dann, kurz Ruhe. Jetzt schiebt er den gesenkten Kopf leicht schräg durch die Gitterstäbe , um sich zu vergewissern, dass sie wieder im Haus ist. 5 Minuten Stille. :) Er wollte doch nur berichten… der Bäcker hat die frischen Brötchen in den weißen Leinensack am Tor gelegt.

Wie Weihnachtsurlaub von Lilly weitergeht erfahren Sie am 21.12.19!

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2 Comments

  1. Claudia says:

    Liebe Lilly,
    vielen Dank für deine Geschichte. Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht.. und ob Justus sich noch meldet…
    Wir selber haben schon viele großartige, herzliche Menschen auf La Palma kennen gelernt und sind immer wieder glücklich auf die schönste aller Inseln zurück kehren zu können.
    Ein frohe Vorweihnachtszeit,
    Claudia

    1. Margarita says:

      Dankeschön.❤ Es sollte eine Geschichte für meinen Enkel Nolan in Amerika -18 Monate – werden, damit er später seinen Rucksack packt und La Palma besucht. Dann ist daraus eine Liebeserklärung an La Palma geworden. Ein ganz magischer Ort. Man findet was man nicht suchte und nimmt Abschied von dem was ohne Bedeutung ist.
      Lieben Gruß und die besten Wünsche für 2020 Margarita

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