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Noch tüdelig – oder doch erste Anzeichen der Demenz?

Daniela Flemming | 10.04.2020 | 0 | Diesen Artikel teilen
© Pixabay

Wie gut, dass es den Herrn Alzheimer gibt: „Alzheimer lässt grüßen“ - und jeder versteht, dass man gerade eben gedächtnismäßig mal kurz nicht auf der Höhe war. Dass einem ein Namen entfallen, ein Ort nicht erinnerlich ist. Und weil man dann scherzend „den Herrn Alzheimer“ dafür verantwortlich machen kann, wird es wohl noch nicht so schlimm sein, denn man ist sich seiner kleinen und flüchtigen Fehlleistung bewusst. Und überhaupt, wer vergisst nicht ab und zu etwas, insbesondere, wenn man schon etwas älter ist?

Und dennoch, wer, der ein Gesicht vor Augen hat, aber keinen Namen mehr dazu, der etwas holen möchte und auf dem Weg dahin vergisst, um was es sich handelte, einen Schlüssel vielleicht, und diesen einfach nicht wiederfindet, denkt nicht doch mit einer gewissen Furcht im Hinterkopf an Demenz? Nicht jetzt, nein, denn wenn ich angestrengt nachdenke, dann fällt mir der Name doch noch ein. Und wenn ich nur konzentriert überlege, dann weiß ich auch wieder, wo ich den Schlüssel hingelegt habe.

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Aber was, wenn sich die Vergesslichkeiten häufen? Wenn ich lese, dass allein in Deutschland 1,7 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen sind? Und jedes Jahr 300.000 Neuerkrankte hinzukommen?

Komme ich dann nicht doch ins Grübeln? Insbesondere, wenn auch meine Mutter im Alter vollständig durcheinander war.

Die Demenz vom Alzheimer Typ (DAT) ist die am häufigsten vorkommende Form des Gedächtnisverlustes. Doch nicht jede kurzzeitig aufgetretene Verwirrung muss gleich ein Hinweis auf eine dementielle Erkrankung sein. Dauerhafter schlechter Schlaf, massive Reizüberflutung, Überforderung, Stress, Depression, Vitamin-D-Mangel, Schilddrüsendysfunktion oder anhaltender Alkoholmissbrauch können durchaus Symptome auslösen, die der einer beginnenden Demenz ähneln.

Diese sind vor allem Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis. Wenn also immer öfter Termine vergessen, Verabredungen, die gestern getroffen wurden, nicht erinnert werden, geplante Besorgungen schon beim Verlassen des Hauses nicht mehr präsent, Wörter plötzlich „weg“ sind, dann weiß ich, dass „etwas“ nicht stimmt. Und befürchte das Schlimmste, nämlich eben doch die Demenz.

Und dann denke ich mir Strategien aus, um dem unzuverlässigen Gedächtnis ein Schnippchen zu schlagen. Lege Zettel mit Informationen aus. Habe Ausreden parat. Strenge mich auch mal mehr an, konzentriere mich, wenn es drauf ankommt.

Und so gelingt es mir, meine Vergesslichkeit lange vor anderen zu verbergen.

Ein normales Leben vorzutäuschen. Zumal: manchmal funktioniert ja alles. Meistens sogar, denke ich. Also doch nur tüdelig?

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Nur, und das ahne ich (noch) nicht: die anderen merken es doch. Registrieren meine Fehlleistungen, über die man in jüngeren Jahren mit eben diesem „Alzheimer lässt grüßen“ noch gelächelt hat. Merken, dass ich häufig Fragen wiederhole, immer wieder dasselbe erzähle, ihre Geburtstage vergesse. Eventuell sogar nicht mehr ganz so gepflegt erscheine. Ungekämmt oder mit leichtem Körpergeruch vielleicht.

Doch irgendwann nimmt der Betroffene selbst immer deutlicher wahr, was mit ihm los ist. Er erlebt ja ständig, wie seine Merkfähigkeit täglich mehr nachlässt, wie die Fehlleistungen kaum mehr zu verbergen sind. Wie erschrocken er ist, wenn er einen hundert Mal gefahrenen Weg nicht wiederfindet. Und wieviel Kraft es kostet, dennoch den Alltag zu bewältigen und im sozialen Zusammenleben mit anderen seinen sprichwörtlichen Mann zu stehen.

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Wie glücklich kann der oder diejenige sein, der dann einen vertrauten Menschen an seiner Seite hat.

Der es gut mit ihm meint und ihn nicht täglich ob seiner Verirrungen belächelt und wegen seiner Verwirrungen verachtet.

Der ihm rät, jetzt, spätestens jetzt einen Arzt zu Rate zu ziehen. Einen Neurologen am besten, der all die Untersuchungen durchführt, die zu einer gesicherten Diagnose führen.

Und der dann auch ehrlich zu seinem Patienten ist: Alzheimer und alle anderen der über 130 bekannten Demenz-(Misch-)formen sind bis zum heutigen Tage nicht heilbar.

In einigen, gar nicht so wenigen Fällen kann der Verlauf mittels genau angepasster Medikamente, Gedächtnistraining, sinngebender Beschäftigung, körperlicher Betätigung usw. verlangsamt werden, so dass über längere Zeit hinweg eine zufriedenstellende Lebensqualität und größtmögliche Selbständigkeit aufrecht erhalten werden kann. Noch Wünsche erfüllt werden können. Eine Reise vielleicht, ein Besuch bei fernen Verwandten oder eine Paddeltour mit den Enkelkindern. Und wo noch Zeit ist, für sich selber und die eigene Zukunft Sorge zu tragen. Denn jetzt, am Anfang der Erkrankung, können noch alle Vorsorgeverfügungen, Vollmachten, evtl. Testamente usw. gültig abgefasst werden.

Deshalb sollten sich Betroffene diesbezüglich unbedingt schnellstmöglich beraten lassen, entweder bei der Alzheimer Gesellschaft (Zentrale in Berlin Tel. 030- 259379514, leitet an die Geschäftsstelle am Wohnort weiter, oder https://www.deutsche-alzheimer.de/ oder bei den Demenzvereinen ihres Wohnortes.

Denn nur durch korrekt verfasste Vollmachten kann der Erkrankte sicher sein, dass auch im Falle seiner eigenen späteren Entscheidungsunfähigkeit in seinem Sinne gehandelt wird.

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Und das sollte es einem selbst und auch den Angehörigen wert sein, genauer hinzuschauen, wenn die Tüdeligkeiten sich deutlich häufen und diese mit einem Scherz nicht mehr wegzulächeln sind.

Daniela Flemming

Der oben verfasste Text ist zum Teil entnommen aus dem Buch
„Praktische Validation erfolgreich anwenden – Ein Ratgeber bei der Pflege von Menschen mit Demenz“ von Daniela Flemming, Conte Verlag St. Ingbert 2018 sowie dem Buch „Neun Jahre Doris“ von Daniela Flemming, Conte Verlag St. Ingbert 2016

© Daniela Flemming
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Von Daniela Flemming

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