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Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont
Konrad Adenauer

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Der Weg ist das Ziel

Daniela Flemming | 11.01.2021 | 0 | Diesen Artikel teilen
© Yoga Center La Palma

Angeblich, so ein Spruch aus meiner Kindheit, ist der Mensch ein Gewohnheitstier. Andererseits aber liebt er auch die Abwechslung. Und schwimmt ebenso gerne auf hippen Modewellen mit, insbesondere, wenn sie seine derzeit so angesagte Selbstoptimierung betreffen. Joggen, Radfahren bis zur Selbstaufgabe, Pilates, Nordic Walking. Und neuerdings wieder Yoga. Das gute alte Yoga, zu Zeiten des Indienhypes in den neunzehnhundertsiebziger Jahren sehr populär, ist heute wieder in aller Munde.

Yoga also. Was ist dran an Yoga? Was ist das überhaupt? Zeit, sich näher damit zu beschäftigen.

© Yoga Center La Palma

Ich treffe Heidrun, ausgebildete Yoga-Lehrerin mit eigenem Yogastudio. Sie hat mich zu einer Unterrichtssstunde eingeladen. Von Yoga habe ich keine Ahnung, noch nie habe ich mich damit beschäftigt, möchte aber mehr darüber erfahren. So höre ich, dass einer der Grundgedanken im Yoga das tiefe Ein- und Ausatmen in Verbindung mit der Bewegung ist. Und dass es nicht darum geht, diese oder andere Übungen zu beherrschen, einfach nur, damit ich sie „kann“. Sondern darum, im Zusammenspiel von Atmung und Bewegung zum inneren – und damit auch zum äußeren- Gleichgewicht zu kommen.

Und sie berichtet, dass jeder, also auch ich als Neuling, nur so viel macht, wie sein Körper zulässt. Keiner überfordert seinen Körper oder zwingt ihn zu Bewegungen, die er nicht gewohnt ist. Und weiter erzählt sie, dass mittels des bewussten Atmens und mit der von ihr als Yoga-Lehrerin vorgegebenen Bewegung zum inneren Gleichgewicht zu kommen, man dieses bereits in der ersten Übungsstunde erfahren könne.

Ich bin sehr gespannt und betrachte diese erste Übungsstunde als Selbstversuch. Und ich bin, das muss leider auch gesagt werden, skeptisch. Voraus schicken sollte ich vielleicht, dass ich seit über 20 Jahren in jeweils unterschiedlichen Gruppen unterschiedliche gymnastische Übungen, im Wesentlichen zur Stärkung der Muskulatur und dem Erhalt der Beweglichkeit, durchführe. Dazu sagen sollte ich ehrlicherweise auch, dass ich dies aus Vernunftgründen tue, nicht etwa, weil ich Gymnastik so liebe. Das tue ich nicht, und alle Frauen, die je mit mir in einer Gruppe waren, können dies bestätigen.

Meine erste Yogastunde

Entsprechend gehen meine Vorbehalte auch in die Richtung der ungeliebten Gymnastik, die ich befürchte, doch ich versuche, offen zu sein und mich ganz auf das einzulassen, was kommt. Und es kommt bereits zu Beginn ganz anders, zumindest anders, als ich mir das vorgestellt hatte: Der Raum ist groß und still, keine noch so leise Musik, kein metallenes oder hölzernes Bimmeln, kein Meeresrauschen aus der Konserve und kein künstliches Vogelgezwitscher.

Keine ätherischen Düfte, keine bunten Bilder, nichts, woran meine Wahrnehmung haften bleiben könnte, worauf meine Sinne sich konzentrieren oder wovon sie sich ablenken lassen könnten. Auch das sonst oft schweißtreibende Aufwärmen ist anders, ganz anders, es vollzieht sich hier ruhig liegend auf der Matte. Die Matten sind kreisförmig angeordnet, Heidrun mittendrin und trotz ihrer Präsenz angenehm zurückgezogen. Das entspannte Liegen auf der Matte ist einerseits ein Hinter-mir-Lassen (des Alltags) und andererseits ein Ankommen.

© Yoga Center La Palma

Ein Ankommen bei mir selbst, bei meinem Körper, den ich mit Hilfe von Heidruns leise ausgesprochenen Anweisungen von Fersenbein bis Kopfhaut ganz bewusst wahrnehme, fühle, aufspüre. Aufspüren soll, aber ich bin neu und ungeübt und gucke rum, was die anderen machen. Auch das mit dem gleichmäßigen Atmen, was Heidrun von Anfang an vorgibt, klappt nicht, ich atme viel zu schnell, finde keinen Rhythmus.

Als nächstes Dehnen wir den Körper, strecken nacheinander alle Glieder, so weit es geht, ziehen den Körper in die Länge und atmen wieder nach Heidruns sanfter Vorgabe ein und aus, lassen all das, was uns belastet, heraus und atmen im Gegenzug Kraft ein. In fließendem Übergang nehmen wir die Gegenposition zur Streckung ein, indem wir uns zusammenziehen, den Körper einrollen, so dass Bauch und Oberschenkel sich gegenseitig fühlen, berühren, spüren. Und dabei wieder das Ein- und Ausatmen, welches im Gleichklang mit der Bewegung von selbst fließen soll, das ich aber einfach nicht hinkriege, jedenfalls nicht so, dass es für mich spürbar ist oder gar eine Erleichterung wäre. Ich atme hastig, zu kurz oder zu lang, immer so, wie es gerade nicht zur vorgegebenen Übung zu passen scheint und mir auch keine Entspannung bringt, mich im Gegenteil ärgert, meine Gedanken abschweifen lässt und ich mich frage, wie es wohl den anderen gehen mag. Die sind sehr vertieft in ihre Übungen, sind ganz bei sich und atmen, ohne sich dabei zu verhaspeln, nur ich sitze da und denke, wie geht das bloß, wie machen die das?

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Dann stehen wir wieder aufrecht auf der Matte, Schultern sehr gerade, Beine leicht gespreizt, Arme waagerecht von uns gestreckt und machen in abgeschwächter Form und unter Heidruns ruhiger Anweisung das, was wir als Kinder „Hampelmann“ nannten, und hier, genau hier, plötzlich und völlig unvermutet, pendelt sich mein Atem ein. Ich atme mit dem Spreizen und Zusammenziehen von Armen und Beinen ein und aus, ein und aus, und das sehr tief und wie von selbst, ich kann gar nicht anders als genau so, und ich fühle, wie der Atem mit der Bewegung tief in meinen Körper strömt und ihn ebenso tief wieder verlässt.

Ich spüre, wie mein Brustkorb sich vergrößert, wie die Lungen sich ausdehnen, wie meine Schultern und der obere Rücken gerade ist und dem Atem viel Raum lässt. Und mein Atmen im Gleichklang mit diesen Bewegungen ist zugleich die Freude und Erkenntnis darüber: so ist das also! So! Und es ist gut.

Bei den nächsten Übungen atme ich wie von selbst, und noch nie hatte ich das Gefühl, so viel Platz in meinen Lungen zu haben. Die Schultern sind gerade, die Lungen gedehnt, die Atmung frei und ungehindert, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich bisher nicht wusste, wie viel Raum meiner vorgeschädigten Lunge zur Verfügung steht. Und weiterhin übertreibe ich nicht, wenn ich vorgreifend berichte, dass dieser für mich neue Zustand einer weiten Lunge und eines tiefen Atems vorhält, bis nach Hause, den ganzen Abend, ja selbst am nächsten Morgen noch und den ganzen Tag ebenfalls.

Ganz zum Schluss sitzen alle im Yogasitz auf ihren Matten, atmen ein und mit einem langen, tiefen „Oooommmm“ wieder aus. Ich bin irritiert, wirklich „Ommm“? Wie schade, denke ich voreilig, bis jetzt war es doch so gut, und nun wirklich und wahrhaftig „Ommm“? Das will ich eigentlich nicht, und so gucke ich in die Runde, schaue, was die anderen machen, und tatsächlich, alle haben die Augen geschlossen, sind ganz bei sich und machen Ommm, in ganz tiefem Ton und sehr, sehr lang. Also gut, hier handelt es sich für mich um eine Probestunde im Selbstversuch, da gehört auch das dazu, und ich atme tief ein und lasse beim Ausatmen dieses tiefe Ommm aus meinen Lungen

© Yoga Center La Palma

strömen und verspüre eine tiefe, warme Vibration, die wie eine Schallwelle durch meinen Körper strömt, genauer gesagt im Bereich unterhalb des Rippenbogens wahrnehmbar wird, eine sehr fremde, durchaus aber angenehme Wahrnehmung, über die ich eher erstaunt bin als dass ich sie einordnen könnte.

Yoga also.

Yoga, bei dem für mich der Weg das Ziel ist. Ich stehe ganz am Anfang dieses Weges. Ich denke, ich werde ihn weitergehen.

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Von Daniela Flemming

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