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Inselhopping für den Meeresschutz – Segelteam von Ambiente Europeo aus La Palma hilft auf La Gomera aus

Gastbeitrag | 05.11.2022 | 0 | Diesen Artikel teilen
Mühsame Plastiksuche an gomerischen wilden Stränden - Aglayma 2022 © Fran / Aglayma

San Sebastián de La Gomera

Das Segelboot Amaral der Umweltorganisation Ambiente Europeo ist am 12. September vom Hafen Puerto Tazacorte in Richtung La Gomera gestartet. Die internationale Crew hilft derzeit auf der Nachbarinsel bei verschiedenen Meeresschutzprojekten mit.

Am Welttag der Küstenreinigung (Día Mundial de la Limpieza Internacional de Costas, 17. September 2022) wurde die stark verschmutzte Bucht am Strand Playa de la Guancha nahe der Hauptstadt San Sebastián gesäubert. Zuvor hatten die palmerischen Aktivisten für eine wissenschaftliche Studie zusammen mit dem Roten Kreuz den Stadtstrand nach Abfällen durchkämmt und per Schleppfilter mithilfe von Kajaks im Meer Wasserproben für Erhebungen von Mikroplastik genommen.

Johanna Wein mit Sicht auf Playa de la Guancha © Luise Wagner

Ziel der konzertierten Aktionen ist es, nicht nur Erfahrungen mit anderen Meeresschützern auszutauschen, sondern auch inselübergreifende Strömungs- und Windverhältnisse für die Bewegungen von Mikroplastik zu erfassen.

Ozeanschützerin Johanna Wein bei der Jagd nach Plastikmüll -© Maya P. von Aglayma-

„La Gomera hat viele wilde Steinstrände, die nur vom Meer aus erreichbar sind und wo sich jede Menge Plastikabfälle ansammeln, die sukzessive von Wellen zerrieben werden. Wir gehen vor Anker und landen per Kajak und Beiboot an, um so besonders unzugängliche Stellen erreichen zu können. Dabei lernen wir viel über Strudel, Regenabläufe und saisonale oder bodennahe Strömungen. Wir wollen besser verstehen, wann sich wo besonders viele Plastikteppiche bilden“, sagt Koordinatorin Luise Wagner (Ambiente Europeo Canarias).

Durchhaltevermögen ist gefragt – und Ideen für Kreislaufökonomie

Die Palmeros kooperieren mit dem Team der gomerischen Organisation Aglayma, um mit deren umgebauten Fischerboot die Playa de la Guancha nahe einer Mülldeponie genauer zu inspizieren. Dort wurde bereits tonnenweise von lokalen Helfern Plastikmüll, Büchsen und Papierabfälle gesichert, die nun klassifiziert und sortiert werden, damit sie in Teneriffe recycelt werden können. Ein umständlicher und aufwändiger Prozess, wie alle Beteiligten finden, aber besser als das Abschütten und Beerdigen von Müll in Deponien.

„Wir hatten den Strand und die Vegetation gerade vor einer Woche mühsam von Plastik befreit, das von der Abfallhalde hergeweht wird. Heute sieht es so aus als wären wir gar nicht hier gewesen. Man braucht schon viel Optimismus und Willen, um die Arbeit nicht als sinnlos zu empfinden“, sagt die deutschstämmige Umweltaktivistin Johanna Wein. Die studierte Verfahrenstechnikerin nimmt sich eine Auszeit auf den Kanaren und hilft als Freiwillige bei diversen Aktionen mit. Ihr Know-How rund um Plastikverwertung steht bei den Meeresschützern hoch im Kurs. Alle hoffen, ein lokales Kreislaufprojekt aufbauen zu können, damit Müll künftig vor Ort verarbeitet und als neuer Rohstoff verwendet werden kann. Für Ambiente Europeo arbeitet Johanna an der Optimierung eines mobilen Testkits für Meereswasseruntersuchungen mit, das an Segler verteilt werden soll.

„Außerdem will ich unbedingt alles übers Segeln lernen und freue mich riesig über die Chance, an Bord der Amaral mitzuwirken.“

Kartografie der Zukunft – wohin bewegen sich die Plastikströme?

Zugleich kooperieren die Umweltgruppen, um eine detailgenaue Karte der Inseln über saisonale Strömungen und Windrichtungen zu erstellen. „Damit können wir unsere Aktionen viel effektiver planen und wissen, wo sich Makro- und Mikroplastik besonders oft ansammelt. Die Partikel legen ja mittlerweile sehr weite Wege auch durch die Luft zurück,“ sagt Koordinatorin Luise Wagner, die unter Fischern, Tauchern und ortsansässigen Seglern Umfragen durchführt.

Skipperin Maya von Aglayma © Luise Wagner

Direktor und Gründer von Aglayma, Ugo Perruna, fährt wöchentlich mit jungen Helfern auf seinem Kutter aus. Immer wieder merkt er, von wie weit her Müll von anderen Inseln oder vom afrikanischen Festland auf die Kanaren getragen wird.

Vom Meer zerwaschenes Plastik © Luise Wagner

„Wir bekommen im Herbst sogar Surfbretter aus dem Médano auf Teneriffa an die Küsten gespült. Teilweise ist richtig teures Kitesurf-Gerät dabei. Besonders betroffen sei der Nordosten der Insel und bei Südströmung die Buchten rund ums Valle Gran Rey“.

Der meiste Müll an den Naturstränden sei aber hausgemacht und ein Erbe der exponentiellen Plastifizierung des Alltags und des mangelnden Umweltbewusstseins in der Vergangenheit.

Jahrzehntelang wurden Abfälle aller Art nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“ im Atlantik verklappt. Nun müssen die Plastikrelikte mühsam aus den Tiefen des Meeres geborgen werden – wie etwa Hunderte von Autoreifen, die jahrelang von den Klippen ins Meer gerollt und versenkt wurden.

„Das ist eine sehr schwere Arbeit und ohne Tauchteams kaum zu schaffen. Wir sind dankbar für alle Tauchclubs und Profis, die uns dabei kostenlos unterstützen!“, sagt Ugo Perruna.

20 Jahre lang ist er als Kapitän für Handelsschiffe zur See gefahren und war Zeuge vieler Umweltsünden. Nun widmet er sich ausschließlich dem Naturschutz auf La Gomera.

„Seit ich hier auf den Kanaren bin, beobachte ich, wie die einst vielfältige Unterwasserfauna und Flora leidet. Heute ist der Meeresboden wie leergefegt und immer mehr Fischer gehen in Frühpension.“

Wind und Wetter verwirbeln Plastikmüll zu Mikroplastik

Ausgerechnet während der Aktionswoche hat ein starker Nordostwind Hunderte von Plastiktüten von der Müllkippe an der Playa de la Guancha aufgewirbelt und kilometerweit auf Landschaft und Meer verteilt. Die Helfer springen beherzt von Bord und fischen umhertreibende Verpackungen aus der Strömung. Johanna hat Mühe mit den aufgesammelten Tüten schwimmend zum Schiff zurück zu kehren. Neugierig beobachtet ein Schwarm junger Möwen, die sich auf die Müllkippe als Nahrungsquelle spezialisiert haben, die ungewohnten Besucher. Auch die unter Schutz stehenden kanarischen Pardelas (Gelbschnabel-Sturmtaucher) treiben auf dem Meer „Die Hälfte dieser Vögel hat mit Sicherheit bereits Plastik im Bauch. Sie halten transparentes Plastik für Quallen oder Algen. Wir finden ständig verendete Tiere bei unseren Strandreinigungen, sogar Schildkröten und Delfine. Und das in einem Biosphärenreservat – es bricht einem das Herz,“ sagt die junge Skipperin Maya P. aus San Sebastián, die heute den Fischkutter steuert.

Aktivisten beim Kunstmarkt in Los Llanos treffen und Seemannsknoten lernen

Wer die Meeresschützer unterstützen will und sich für abenteuerlustig und seetauglich hält, kann sich als Helfer an den Expeditionen und Aktionen beteiligen.

Ab Oktober wird die Amaral-Crew wieder im Hafen von Tazacorte und auf La Palma aktiv sein.

Nächster Termin – das Kunstfestival von Camino Verde in Los Llanos, bei dem Ambiente Europeo zusammen mit Blue Bird Marítimas aus Tazacorte einen Stand mit aus recyceltem oder aufgewertetem Ozeanmüll betreibt.

Unter anderem gibt es einen Workshop für nautische SOS-Armbänder und Seemannsknoten, die Besucher unter Anleitung knüpfen können.

Día del Arte y Artesanía – 22. Oktober 2022 ab 11 Uhr, Finca Camino Verde, Camino del Canal 35, Los Llanos – Mehr Infos auf Facebook

Hier können sich Interessenten für kommende Expeditionen anmelden. Gesucht werden Taucher, Bootscharter, Ozeanografen, Biologie- und Physikstudenten und natürlich Segler.

Die Organisation freut sich auch über lokale Sponsoren, die sich an einem Testlabor für Mikroplastikerfassung und Ozeandaten beteiligen wollen.

Kontakt und mehr Info:
Ambiente Europeo – Luise Wagner
E-Mail: luise.wagner@ambienteeuropeo.org
Telefon: 641 82 4596

Tauchen und Schwimmen nach Plastik an der Südküste La Gomeras © Luise Wagner

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