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Strandputztage auf La Palma – alle wollen mehr – mehr Aktionen und sinnvolle Müllverwertung

Dörthe | 22.09.2022 | 0 | Diesen Artikel teilen
Sortieren, klassifizieren und recyclen von Strandmüll mit freiwilligen Helfern. V.l.n.r: Kapitän Tony (Kanada), Skipperin Adrianna (Niederlande), palmerischer Künstler Antonio, palmerische Fincabetreiberin Frohmut, Weltumsegler Kerstin und Norbert aus Deutschland. © Luise Wagner

Puerto de Tazacorte

Bei der zweitägigen Putzaktion an den Stränden von Tazacorte sind fünf Tonnen Müll zusammengekommen. 30 freiwillige Helfer folgten dem Aufruf der Umweltorganisation Ambiente Europeo und befreiten 80 000 Quadratmeter Strand von Plastik- und anderen Abfällen.

Badegäste, die spontan mitmachten, bekamen Tüten in die Hand gedrückt, die sie nach dem Strandbesuch wieder voll abgaben. Bei 35 Grad und drückender Schwüle war der Strandputz eine echte sportliche und körperliche Herausforderung. Stundenlang kletterten die unermüdlichen Helfer zwischen Betonblöcken und abschüssigen Felsen herum, um Müll aus Spalten zu zerren.

„Ich bin so froh, dass die Leute so enorm angepackt haben und sich bei der Kletterei niemand verletzt hat“, fasst Koordinatorin Luise Wagner von Ambiente Europeo die Putzaktion zusammen.

Weltenbummler halfen spontan mit

Sogar im Hafen von Tazacorte anliegende Weltumsegler machten mit und halfen per Boot und Kayak, den vom Meer aus erreichbaren Strand Playa de Pozo von Müll zu befreien.

Dort gibt es keinerlei Mülleimer und die ungünstige Strömung bringt bei Flut zusätzlich Mikroplastik vom Meer heran. Kaum jemand trägt seinen Müll wieder die wackelige Strandtreppe hinauf. So bleibt entsprechend viel Abfall liegen, der bei Ebbe wiederum im Meer landet.

Organisatoren und Gewinner der Preise an der Playa de Puerto de Tazacorte: v.l.n.r.: Marco, Luise, Jose, Antonio, Machu und Tony. © Luise Wagner

Das Seglerpaar Kerstin und Nobert May aus Köln, die per Schlauchboot anlandeten und Müll sammelten, wollen nach ihrer Atlantiküberquerung auch in der Karibik Strandreinigungen organisieren. „Es war eine tolle Erfahrung, mit den Insulanern zusammen zu arbeiten und konkret etwas gegen die Ozeanverschmutzung zu tun,“ sagt Kerstin May.

Erst sammeln, dann Daten erfassen und recyceln

253 Zigarettenkippen wurden an den Stränden von Helfern eingesammelt. © Luise Wagner

Nach den beiden Putztagen am 24. und 25. Juli, wurde am Dienstag im Hafen von Tazacorte das Strandgut im Rahmen des Projektes CIENCIA CIUDADANA – Wissenschaft durch Bürgerbeteiligung – erfasst. Dabei werden die Abfälle akribisch sortiert, gezählt und anschließend recycelt.

Helfer trugen alle Daten in das globale Erfassungstool ein, um sowohl Verpackungssünder zu erfassen, als auch Vergleiche mit anderen Putzaktionen anzustellen und eine Weltkarte für Strände zu vervollständigen.

Die meist gefundenen Objekte waren Zigaretten und Bier: 253 Kippen und 58 Trinkdosen kamen zusammen.

Für Ambiente Europeo ist die Erhebung von Daten über Ozeanmüll unerlässlich, um mehr Bewusstsein zu schaffen, Gewohnheiten zu ändern und auf die Politik einzuwirken.

Zigarettenfilter enthalten Giftstoffe, die bis zu 400 Jahre lang im Salzwasser Schaden anrichten. 1 Kippe verseucht 10.000 Liter Wasser!© Luise Wagner

Die Analyse der weltweit gesammelten Informationen hilft auch, etwas gegen den Verpackungswahnsinn zu tun und letzlich Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen wiederverwertbare und natürlichere Materialien zu nutzen.

Mr. Limpio, UFO und Superguanche – Helfer konnten Preise und Gutscheine gewinnen

Kerstin May bei der Datenerfassung der Abfälle für die Weltkarte von Ocean Conservancy. © Luise Wagner

Preise (gesponsort von lokalen Geschäften) gab es unter anderem für das beste Putzteam: Mr & Mrs Limpio, den Superguanchen - Helfer mit der längsten Durchhaltekraft, und für das skurillste Fundobjekt UFO – eine Flasche ungeöffneten weißen Rums.

Die neu gegründete La Palma Gruppe - Limpieza de Playas - will in Zukunft weitere Aktionen auf der Isla Bonita starten. Die nächsten Termine mit Tauchteams und von Booten aus finden zunächst auf Teneriffa und La Gomera statt.

Wer Interesse hat, bitte per Email melden oder gleich registrieren. Gesucht werden vor allem erfahrene Taucher, Bootsbesitzer oder Segler. Gewerbetreibende, die solche Aktionen per Spende oder Gutschein unterstützen möchten, können sich hier ebenfalls melden.

Das Ziel der Ozeanschützer ist es, nicht nur Plastikmüll einzusammeln, sondern möglichst weitere Verseuchung des Meeres zu vermeiden. Ideal wäre es für die Aktivisten, das gefundene Plastik auf La Palma direkt und vor Ort wieder zu verwerten. Gerade wegen der Insellage bliebe der Müll hier ein echtes Hausproblem.

"Wir heben bestimmte Plastikarten wie HDPE (High-density polyethylene), LDPE (Low-density polyethylene), PP (Polypropylene) und PS (Polystyrene) auf, weil es sich gut für künftige Recyclingprojekte eignet. Unser Ziel ist es, einen mobilen Shredder und Injektionsmaschine anzuschaffen und das Ozeanplastik vor Ort einzuschmelzen und etwa in Baumaterial zu verwandeln", sagt Luise Wagner.

"Es war wirklich schön zu erleben, wie toll die Leute die Aktion fanden. Man spürt auch die Liebe der Leute zu ihrer Insel. Durch den Vulkanausbruch scheint es ein neues Zusammenhörigkeitsgefühl und echte Freude am gemeinsamen Zupacken zu geben", sagt Kapitän Tony Auth, der nach dem Vulkanausbruch in Richtung La Gomera geflüchtet war und nun endlich wieder in Tazacorte ist.

Die Organisatoren sind froh und positiv überrascht, dass nicht so viel Covid-Abfall angefallen war. In der Pandemie seien Masken und Gummihandschuhe weltweit zu einem riesigen Umweltproblem für die Küstengebiete geworden. Luise Wagner: "Wir hatten mit viel mehr weggeworfenen Masken gerechnet." Auch das Symbol der Ozeanverschmutzung schlechthin – der Trinkhalm - sei nicht mehr so prominent wie bei früheren Strandreinigungen gewesen. Eventuell mache sich das Verbot von Einmalplastik bemerkbar. Für die Meeresschützer ein Silberstreif am Horizont.

Daniela Drose, Inhaberin von Maday Naturseifen:
„Ich finde es unglaublich toll, dass es solche spontanen Aktionen gibt, vor allem von Leuten, die hier mit ihrem Boot nur zu Gast auf der Insel sind und dann eigentlich weiterziehen. Das habe ich unheimlich gern unterstützt.“

Einige Abfalldaten von den Playas de Tazacorte:

Plastik
Trinkflaschen: 35
Flaschendeckel und Verschlüsse: 45
Trinkbecher und Verpackungen: 57
Einkaufstüten, Chipstüten: 37
Strohhalme: 8
Zigarettenschachteln: 25
Getränkedosen: 58

Sondermüll
Zigarettenkippen: 253
Kondome: 2
Wanderschuh: 1
Spirituosen (noch nicht getrunken): 1 Flasche weißer Rum und 1 Flasche Obstlikör

Glasflaschen: 21

Unser Dank geht an Puerto de Tazacorte, ICTAC Ocean Support und das Ayuntamiente de Tazacorte. Sponsoren waren Heladeria El Drago, Bodeguita El Italiano, Maday Naturseifen, Nemo La Palma, Nautica Tazacorte, Kiosko Adrinere .

Von Dörthe

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